Was ist euer Wunsch oder Plan für eure künftige Lebenssituation? Bleibt ihr wo ihr seid? Zieht es euch irgendwo hin? Oder ist alles unklar?
Ich wohne in Sachsen. Ich bin Halbtürke. Ich will hier weg lol
Bruder, du musst los.
Im Ernst gefragt: Wie schlimm ist die Situation da für dich?
Ich lebe seit 20 Jahren hier. In meinem Wahlkreis hat die AFD bei der vergangenen Bundestagswahl über 40 % erreicht. Es wird immer schlimmer… Und vor allem wird es immer mehr offen zur Schau gestellt. Was früher leise Stammtischgespräche waren wird inzwischen laut rausposaunt. Ich möchte meiner Familie ein besseres Umfeld ermöglichen, bin jedoch wegen der Arbeit hier gebunden.
Schade, dass du sowas erleben musst… Schade dass wir nicht besser sind als das. Ich hätte nie gedacht dass wir mal dahin kommen, dass Menschen weg ziehen, weil sie Anfeindungen über sich ergehen lassen müssen.
Die “Ironie” an der ganzen Sache ist aber folgende: Ich bin in Baden-Württemberg geboren, spreche kein türkisch und habe auch sonst wenig Bezug zur türkischen Kultur. Die Leute hören meinen Namen und schon bin ich in die Schublade für Ausländer einsortiert. Null Begegnung auf Augenhöhe, alles wird in Stereotypen abgehandelt.
Das finde ich halt wirklich schade. “Schade” trifft es nicht ganz, aber mir fällt gerade kein besseres Wort dazu ein. Habe schon häufiger von türkischstämmigen Menschen gehört, dass sie in Deutschland als Türke und in der Türkei als Deutscher gesehen werden und sich nirgend so richtig zugehörig fühlen. Ist das für dich auch ein Problem?
Ist leider nicht selten, dass man hier Rechte sieht, die ihre Idiotie öffentlich zur Schau stellen. “Grüße” aus Thüringen.
Kann ich leider bestätigen. Ich bin neulich über ein paar Dörfer zu einer größeren Stadt gefahren. Entlang der Hauptstraßen gab es einige Vorgärten, bei denen die Gesinnung der Hausbesitzer bildlich mit Flaggen signalisiert wurde.
Anderes Beispiel: Ich kenne in einem Nachbardorf ein Haus, bei dem die Einfahrt mit Muster gepflastert wurde. Da hat sich jemand eine Schwarze Sonne in die Einfahrt legen lassen. Weiß jeder, interessiert niemanden.
Schwarze Sonne? Was ist da der Kontext?
Ein Symbol von / für extreme Rechte. https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Sonne
Bei meinen Radtouren sehe ich so einiges. In einem Dorf stand ein Schild à la “Gebiet des deutschen Kaiserreichs”. Scheint auch niemanden zu stören.
Habe seit kurzem einen Abschluss, mit dem ich wirklich sehr viel Geld verdienen kann. Trotzdem werde ich die nächsten Jahre in meiner 30m2 Studentenbude bleiben. Mein Plan ist stattdessen gleich in Teilzeit zu starten. Ein großes Haus oder Auto bedeutet mir nichts. Was mir wirklich wichtig ist, sind meine Hobbys und mein Sport - und dafür möchte ich genug Zeit haben.
Ich hab ein Haus in einer Finnischen Kleinstadt, mit kleinem Garten (Grundstueck sind 600qm). Fuehlt sich fast an wie in nem Deutschen Dorf, nur dass wir hier Infrastruktur haben - zwei Kindergaerten und eine Grundschule sowie ein groesserer Supermarkt im Umkreis von 800m. Wenig Verkehr, und die Viertel sind durchzogen von reinen Fuss/Radwegen - unser Garten grenzt auch ein eine asphaltierte, aber autofreie Strasse.
Ideal mit Kindern, auch wenn die mit 2-3 weggerannt sind konnte man halbwegs gemuetlich suchen gehen auf welchen der Spielplaetze in der Umgebung die jetzt sind, ohne sich grosse Sorgen zu machen. Jetzt mit 6 und 4 sind sie halt oefter mal draussen irgendwo mit den Nachbarschaftskindern unterwegs.
Gutes mobiles Internet ueberall, und daheim 1GBit Glasfaser mit /28.
Träumchen. Sprichst du die Sprache? Ich denke so einen Umzug macht man ja nicht “mal eben”.
Will hier bleiben. Ich will nur ne andere Regierung in Bayern. Hab schon Schiss vor der Bayernwahl dieses Jahr. Die Alten sterben leider einfach nicht schnell genug weg und mal was anderes wählen kommt den Zombies eh nicht in den Kopf, das Mia san Mia überdröhnt alles.
Ich denke, dass es auch genügend junge Wähler gibt, die CSU und Freie Wähler wählen.
Das ist eine der größten Tragödien der Welt: Konservative wachsen leider nach!
Und besonders Strukturkonservative wird es wahrscheinlich leider immer geben.
Wir werden sobald möglich Deutschland den Rücken kehren und ans Mittelmeer ziehen.
Meine künftige Ehefrau ist vor 4 Jahren aus dem MENA-Raum nach Deutschland gekommen und hat eine Musterintegration hingelegt. Aber leider wird das kaum von Seiten der Behörden, Arbeitgebern und anderen Institutionen gewürdigt. Gleichzeitig nimmt der Alltagsrassismus nochmal deutlich zu und wo vorher nur gestarrt wurde gibt es jetzt Beleidigungen, und wo es vorher Beleidigungen gab muss man sich jetzt gegen Gewalt verteidigen oder fliehen.
Wohin genau wissen wir noch nicht, aber Hauptsache raus aus Deutschland und in ein Land wo braune Hautfarbe nicht auffällt und als Einladung zu Hass gesehen wird.
Und innerhalb Deutschlands umziehen ist keine Option?
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ihr euch mit einem Umzug in den Mittelmeerraum in der Hinsicht wirklich einen Gefallen tut.
Wir leben schon in der vermeintlich weltoffenen Großstadt. Und wir waren schon mehr oder weniger überall in Deutschland reisen. Während es im Osten unverhohlene Beleidigungen und Gewalt(-androhungen) sind, ist es im Süden zwar nur Ablehnung à la “alle Tische sind schon reserviert” oder “an Heiligabend ist die Kirche geschlossen, ich hatte nur vergessen die Tür abzuschließen”. Im Westen und Norden kommt es sehr stark auf die Region an, wobei wir von der Nordseeküste recht positiv überrascht waren. Sobald es um so Themen wie Arzttermine geht, wird es aber vermutlich überall schwierig, da ja auch in unserer ach so weltoffenen Großstadt die pauschale Unterstellung ist, dass man ja nur simuliere. Deswegen ist sie mit dem Appendix erst ins Krankenhaus gekommen, als die Leute sort sagten, einen Tag später und es wäre akut lebensgefährlich geworden.
Das mit der offenen Ablehnung scheint auch noch mal ein spezifisch deutsches Ding zu sein. Als wir in Tschechien waren, haben die Leute freundliche gegrüßt, wenn wir durch ein Dorf spaziert sind, anstatt einen mit “du gehörst hier nicht her”-Ausdruck anzustarren.
Im Mittelmeerraum ist sie dagegen inkognito. In Spanien, Italien und Griechenland waren die Anwohner immer überrascht, dass sie keine Landsfrau ist.
Tut mir leid, dass das so ein Rant geworden ist, aber ich bin über die letzten Jahre was Deutschland angeht völlig vom Glauben abgefallen. Klar sind viele Leute nicht so drauf, jedoch leider genug um Rassismus wortwörtlich zum Alltag zu machen.
Interessant. Hätte ich, abgesehen vom Osten, so jetzt nicht erwartet, wenn man vom Erscheinungstyp her als südeuropäisch durchgehen könnte.
… , ist es im Süden zwar nur Ablehnung à la “alle Tische sind schon reserviert” oder “an Heiligabend ist die Kirche geschlossen, ich hatte nur vergessen die Tür abzuschließen”.
😳 Wie bitte? Womöglich kam das vom Pastor selber?
Ja, war in BaWü. Da kommt ein Mensch alleine und in schlechter Verfassung an Heiligabend in die Kirche und wird abgewiesen. Soviel zum Pastor als “Hirte” seiner Gemeinde. Ich frage mich, ob dem Pastor die theologischen Implikationen, gerade mit Bezug zur Weihnachtsgeschichte je aufgefallen sind.
Puh, das ist ja echt traurig. :( So viele Hohlköpfe überall.
Das mit der offenen Ablehnung scheint auch noch mal ein spezifisch deutsches Ding zu sein. Als wir in Tschechien waren, haben die Leute freundliche gegrüßt, wenn wir durch ein Dorf spaziert sind, anstatt einen mit “du gehörst hier nicht her”-Ausdruck anzustarren.
Ich will deine Aussagen gar nicht in Zweifel ziehen. Aber speziell zu dieser Aussage, kann ich dich zumindest dahingehend beruhigen, dass man hierzulande generell gerne “böse” schaut. So ein angespannter Blick oder weil die Sonne blendet, all das passiert mir selbst oft und fällt mir erst danach ein, dass das in der sozialen Interaktion eventuell als eine Ablehnung gewertet werden kann.
MENA kannte ich noch nicht. Heute schon was gelernt. Danke!
Ich habe meine Jugend in einem niederbayerischen Kuhkaff verbracht. Bin dann zum Studium in eine große Mittelstadt gezogen in der ich seit 13 Jahren wohne. Meine Frau und ich haben öfter überlegt aufs Land zu ziehen, diesen Gedanken aber mittlerweile verworfen.
Der Hauptgrund ist die Unabhängigkeit vom Auto. Wir wollen alles entspannt mit dem Rad oder zu Fuß machen können.
Wir wollen eigentlich auch hier bleiben. Nur die Überlegung in eine Fahrrad freundlichere Stadt zu ziehen kommt öfter mal hoch. Wobei uns da dann nur auswandern in die Niederlande bleibt.
Kopenhagen geht auch, wenn ihr es euch leisten könnt
Da waren wir dieses Jahr im Urlaub. War echt schön, aber Utrecht hat uns mehr begeistert.
Es gibt auch verhältnismäßig fahrradfreundliche Städte in Deutschland. Bspw. Erlangen, Karlsruhe, Münster, Göttingen, Freiburg…
Seit ich in Utrecht war, reicht leider das “verhältnismäßig” nicht mehr aus.
Man muss Bescheidenheit lernen, um Zufriedenheit zu ernten (und dabei auf dem Klo fleißig Falschparker auf weg.li hochladen, um verbliebenen Frust abzubauen.)
Als jemand, der in einer kleinen Mittelstadt aufgewachsen ist, hätte ich mal Lust darauf ein paar Jahre in einer Großstadt zu leben, mein baldiger Jobwechsel macht das auch recht wahrscheinlich.
Langfristig aber wahrscheinlich eher irgendwo hin, wo es grün und ruhig ist.
Auf keinen Fall möchte ich den Rest meines Lebens in meiner jetzigen Heimat verbringen.
Hamburg. Haus. 2 Stockwerke. 1200 qm² Garten. 2 Schuppen.
Nebenan in Mecklenburg-Vorpommern gibts das für den halben Preis ;)
Ja, aber dann muss ich ja in MeckPomm leben.
Ist MeckPomm so teuer?
Ziele.
Innerhalb Deutschlands umzuziehen ist für mich auch keine Option. Die Stadt in der ich momentan lebe ist zwar nicht super toll aber ich komme hier zurecht und fühle mich ganz wohl. Was mir immer wieder zu schaffen macht ist die Politik, vor allem dass D sich immer weiter zu einem Gerontokratischen Land entwickelt. Gefühlt werden Menschen jungen und mittleren Alters nicht richtig ernst genommen. Das ist nicht neu ich weiß, aber in mir wächst das Gefühl dass dies immer mehr zunimmt. Spiele daher des öfteren mit dem Gedanken wie ich wohl z. B. in Portugal zurecht kommen würde.
Mich zieht es irgendwie schon immer in die (Groß-)stadt. Gerade im /r/de subreddit hatte ich das Gefühl, dass es sehr verschmäht wird, aber Ausnahmen bestätigen wohl die Regel. Ich mochte schon immer die Anonymität in der Stadt, die Möglichkeiten vieles fußläufig zu erreichen, das Gefühl irgendwo zu sein, wo etwas los ist. Leider zieht es meine Freundin wohl eher aufs Land, das wird schwierig.
Sobald man dann 10 Jahre in der Stadt war phantasiert man uebers Land/Natur und dann besorgt man sich nen Schrebergarten.
Ja, das ist wahrscheinlich so der Lauf der Dinge. Ist ja auch nichts für ewig. Auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner.
Wir wohnen sehr ruhig direkt am Wald, ungefähr 20 Minuten Autofahrt von einer großen Stadt entfernt. Hier möchten wir auf jeden Fall für lange Zeit bleiben. Wir genießen die Privatsphäre, das viele Grün und diese Stille die nur ein Dorf haben kann.
Bin in einer Großstadt aufgewachsen und in eine noch größere Stadt gezogen. Kann mir auch nichts anderes vorstellen als Großstadt - ich liebe das Chaos und die Anonymität, nicht so konservativ. Aber am allermeisten mag ich das kulturelle Angebot und die Subkultur. Es ist egal was für ein Wochentag ist, es ist immer irgendwo ein Konzert, Theaterstück oder Flohmarkt
Ah schau mal, den Post, den ich schreiben wollte gibt es schon. Habs so gemacht wie du. In Großstadt aufgewachsen, in größere Stadt gezogen. Mittlerweile hab ich aber auch die einigermaßen “durchgespielt” und vernehme mehr und mehr den Ruf der größten Stadt im Lande. Das (sub)kulturelle Angebot in Berlin scheint mir oft doch recht konkurrenzlos. Darüber hinaus fasziniert mich die Geschichte der Stadt und die Nähe zur Politik.
Das liebe ich auch. Es ist wie ein Wimmelbild zum Anfassen. Unglaublich spannend jeden Tag
Mich zieht’s in eine Stadt, wo der motorisierte Verkehr nicht das ganze Stadtbild prägt.
Zugang zum Be-/Entladen selbstverständlich. Aber dass mehrspurige Straßen und Parkplätze das Stadtzentrum dominieren und man fast nirgends ein Bier trinken kann, ohne dass man die Harley-Poser bullern hört, zehrt an meinen Nerven.
Würde gerne demnächst Mal nach Mannheim oder Nähe ziehen, studiere dort, Wohn aber daheim und pendle daher lange.
Über Mannheim wird sich ja gerne mal beschwert, ich kenne aber einige Leute, die dort leben oder gelebt haben und die würden es alle nicht mehr missen wollen. Hatte bei meinen Besuchen auch immer eine schöne Zeit dort. Ist wohl was dran am Spruch mit dem zwei Mal weinen.
Ich habe nie dort gewohnt, aber ich finde die Stadt auch sehr sympathisch. Vielleicht weil sie mich etwas an meine Heimatstadt Köln erinnert - viele hässliche Ecken, ein paar schöne Ecken. Im Großen und Ganzen doch sehr lebenswert und der Rhein.
Ich habe bis ich 19 war im <1000 Einwohner-Dorf gewohnt in dem meine Eltern wohnen, damals dachte ich immer, das wäre das Richtige für mich und ich möchte nicht in die Stadt. Dann musste ich fürs Studium in eine Großstadt mit über ner Million Einwohner ziehen und das war natürlich ne riesige Umstellung :D Nach nun mittlerweile vier Jahren und einem stadtinternen Umzug bin ich aber so zufrieden hier, dass ich mir kaum mehr ein Leben auf dem Dorf vorstellen kann. Ich habe viele Freunde, die später im Alter mal wieder aufs Land möchten oder die sich anderweitig nicht ewig in der Großstadt sehen. Bei mir ist das (aktuell) anders, ich kann mir sehr gut vorstellen hier zu bleiben.
Im Großstadtleben hängt meiner Erfahrung nach aber auch extrem viel vom Viertel ab. Zuerst habe ich in einem recht abgelegenen Viertel gewohnt und musste dann trotzdem immer längere Fahrten in die Innenstadt unternehmen um mich mit Freunden zu treffen. Mittlerweile wohne ich zentrumsnaher und habe damit auch einiges an Lebensqualität gewonnen: Das Konzept der 15-Minuten-Stadt geht in meinem Leben vollständig auf und auch der höhere Wohlstand im neuen Viertel macht sich bemerkbar (Leute freundlicher, weniger Dreck etc.).
Insgesamt sehe ich mich also aktuell locker noch die nächsten Jahre bis Jahrzehnte in der Großstadt. Nur mehr als 24qm dürfen es nach dem Studium schon sein :D